Kolumne
Wer es wagt, seine Stimme zu erheben
Das große Schweigen über die Wahrheit der Mächtigen
Erschienen in: Theater der Zeit: Bye, Bye, Europe (02/2019)
Assoziationen: Debatte
In der ersten Ausgabe 2019 der Wochenzeitung der Freitag schreibt die Regisseurin Angela Richter über ihren bisher letzten Besuch beim Wikileaks-Gründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London. Assange lebt da seit bald sieben Jahren sozusagen im Exil. Er fürchtet eine Festnahme durch die britischen Behörden mit anschließender Auslieferung an die USA wegen Geheimnisverrats. Eine Auslieferung an Schweden wegen „minderschwerer Vergewaltigung“ kommt nicht mehr infrage, da Schweden das Verfahren gegen ihn 2017 eingestellt hat. Einzig verbliebener Interessent an ihm sind die USA.
Seit März 2018 lebt Assange in der Botschaft praktisch in Isolationshaft. Eine neue Regierung in Ecuador hat strategisch umgedacht. Telefon und Internet sind für ihn nun nicht mehr zugänglich. Besuche sind nur mehr eingeschränkt möglich oder werden untersagt. Die Heizung wurde abgestellt und das Bett aus dem Raum entfernt. Assange schläft jetzt in einer dicken Daunenjacke auf einer Yogamatte. Das alles erinnert irgendwie an Flüchtlinge in Bayern, denen das Leben auf Anweisung der bayrischen Regierung mit volksnah eingängiger Fantasie so unerträglich gemacht werden soll, dass ihnen eine Rückkehr in die Kriegsgebiete, aus denen sie geflohen sind, erträglicher erscheinen möge als Asyl in der Obhut bayrischer Behörden. In dem einen wie dem anderen Fall gibt es kein Aufbegehren...