Das Raumbild
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Der gestaltete Raum ist für den Darsteller vor allem ein Raum für sein Handeln. In ihm nimmt er Beziehungen auf, hat Bewegung ein Ziel, kann sich ein Arrangement herstellen. Der Raum liefert ihm die Umstände für sein Handeln.
Man beginne also eine Probe, indem man sich mit dem Probenraum bekannt macht. Beispiel: Da steht ein großer Tisch. An ihm stehen Stühle. Wie stehen die Stühle? Warum erklären? Soll sich der Darsteller setzen, wird er erfahren, wie unterschiedlich es sich sitzt, auf und zwischen den Stühlen. Machen wir es schwieriger. Er soll sich so auf den Stuhl setzen, so wie der Stuhl steht, ihn nicht herumrücken, es sich nicht bequemer machen. Er soll den Stuhl so akzeptieren, wie er dasteht. Dann bemerkt er plötzlich, dass er an den Tisch geklemmt wird, dass seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, dass seine Blickrichtung festgelegt ist. Er bemerkt Nachbarn, die ihn bedrängen, die nur Rücken sind oder man an einer Stirnseite den Überblick hat. Wenn er wieder aufgestanden ist, wird er ein anderes Verhältnis zu dem Raum haben.
Diese kleine Übung hat Folgen für das Probieren. Der Darsteller erkennt, dass das Setzen auf einen feststehenden Stuhl eine Situation werden kann, eine Haltung herstellt, sogar zu einem...