Magazin
Monolith mit Passion – ein Theater voller Leben! Leben! Leben!
Zum Tod des Schauspielers Joachim Tomaschewsky
von Sabine Zielke
Erschienen in: Theater der Zeit: Umkämpfte Vielfalt – Das Theater und die AfD (04/2019)
In seinem späteren Spiel lag etwas Majestätisches, Stolzes – durchzogen von Wärme, auf den Punkt fixiert in Sprache und Aktion. Joachim Tomaschewsky, ein Gentleman, ein Doyen auf der Szene, der seinen Stachel pfeilschnell ins Ziel bringen konnte, genauso wie er es verstand, in stummer Präsenz zu glänzen. Unvergessen in den Inszenierungen von Frank Castorf: Herr Korbes – eine Figur nach dem gleichnamigen Grimm’schen Märchen in „Räuber nach Schiller“, ab 1992 als der wiedergeborene böse Mann Korbes, der mit seiner Anwesenheit den Vorgang des Unlösbaren anzweifelt, um am Schluss festzustellen: „So ist es!“ Einfach, still und groß. Oder im
Jahr 1996 in „Golden fließt der Stahl / Wolokolamsker Chaussee“ von Karl Grünberg / Heiner Müller – Joachim Tomaschewsky als Frau Mucha: Verfremdung durch Zurückhaltung und Ruhe für eine irritierte kopfscheue Figur. Dann das Abenteuer mit Christoph Schlingensief. Wieder eine neue Erfahrung, es kam ein anderes wildes Leben! Leben! Leben! ins Schiff. Später, im Jahre 2006, eine Sternstunde des Theaters, eine Szene mit Susanne Düllmann in „Gier nach Gold“ nach Frank Norris: Eine Tasse Tee wird zum Fetisch einer großen Affinität, der sich beide nicht versichern können. Da wurde umeinander geschlichen in lautloser Unsicherheit. Das Begehren zurückhalten, es nicht fassen können. Das...