Der Satz ist eine oft ausgesprochene Zumutung, ein Imperativ der Unmöglichkeit: „Sei doch nicht so.“ Sei nicht so, wie du bist, heißt das. Sei so, wie ich, wie wir, wie die Gesellschaft dich haben wollen. Benimm dich. Funktioniere. Fast jeder hat diese Aufforderung schon einmal ausgesprochen, als Ultima Ratio der Kindererziehung oder als Stoßseufzer im Streit. Auch in Henriette Dushes Bühnenexperiment „In einem dichten Birkenwald, Nebel“, das jetzt am Landestheater in Detmold zur Uraufführung kam, fällt dieser Satz. Nur einmal zwar. Doch eigentlich steckt in diesen vier Wörtern alles, worum es geht.
Sei doch nicht so: nicht unglücklich, nicht schwermütig, nicht zweifelnd, nicht ungerecht. Sei gefälligst glücklich, man muss das schließlich nur wollen. Gib dir einen Ruck. Irgendwo wird sich ein Sinn des Lebens schon finden lassen. Von dieser Seidoch-nicht-so-Ideologie leben die ungezählten Ratgeber, die Meter um Meter die Regale in den Buchhandlungen füllen, aber auch spirituelle und weltliche Sinnstiftungsangebote von Religion bis Revolutionsromantik. Die „Bühnenelegie für drei Spielerinnen und einen Männerchor von drei Stimmen“, wie Dushe ihr Stück im Untertitel genannt hat, probiert eine klare Antwort darauf: Nein.
„Wie schön bist du / Freundliche Stille, himmlische Ruh“: Regisseur Malte Kreutzfeldt hat Franz Schuberts Ode an die Nacht zum Leitmotiv...