Matt Cornish: Caden Manson, Jemma Nelson, bereits in euren frühen Produktionen „Shelf Life“ (2001) und „Flicker“ (2002) stand der Einsatz von Medien im Fokus. Ihr installiertet einen Bildschirm zwischen Zuschauer und Bühne sowie drei feststehende Kameras, die auf die Performer gerichtet waren. Diese bewegten sich ständig ins Bild und aus dem Bild heraus. Ihr nanntet das real time film (Echtzeitfilm). Die beiden Produktionen tourten weltweit und machten so auch am Hebbel am Ufer (HAU) in Berlin Station. Während dieser Tour hattet ihr das erste Mal die Gelegenheit, an der Volksbühne eine Inszenierung von Frank Castorf zu sehen, der mit seinen Arbeiten noch nie in den USA zu Gast war. Was waren eure Eindrücke?
Caden Manson / Jemma Nelson: Wir gastierten bereits zum zweiten Mal am HAU, mit „Shelf Life“, als wir unsere erste Arbeit von Castorf sahen. Matthias Lilienthal hatte uns gesagt, dass wir uns unbedingt mal eine Inszenierung von ihm an - schauen müssten. Also sahen wir uns „Erniedrigte und Be leidigte“ an. Wir waren sofort elektrisiert, zunächst von der Szenografie, dann vom Spiel. Bert Neumans Bühnenbild verdeckte die Schauspieler über lange Strecken, so dass wir gezwungen waren, einen Großteil der Handlung über Live-Video zu verfolgen. Das fesselte uns...