Wer genau hinschaute, nahm kleine Veränderungen im Stadtbild wahr. Da waren 17 Tage lang seltsame Busse unterwegs. Auf denen prangte vorn kein übliches Fahrplanziel wie „Waldhof“ oder „Käfertal“, sondern eine eher diffuse Destination: „Theater der Welt“. Das internationale Festival, 1979 begründet, gastiert alle zwei bis vier Jahre in einer anderen Stadt oder Region (zuletzt 2010 in Essen und Mülheim) – 2014 nun erstmals in Mannheim. „Monnem“ sagen die Einheimischen selbstbewusst, denn die 325 000-Einwohner-Stadt (39 Prozent davon mit Migrationshintergrund) hat sich im jahrzehntelang konservativ dominierten Musterländle Baden-Württemberg stets ein eigenwilliges politisches und soziales Profil als Rhein-Neckar-Metropole bewahrt.
Vielleicht war es das, was Matthias Lilienthal, der Theater der Welt schon 2002 kuratiert hatte, hier verspürte: „Die Stadt ist herzlich und vorurteilsfrei aus einer guten proletarischen Kultur heraus. Und proletarische Kultur habe ich bisher mit Baden-Württemberg nicht verbunden.“ Zudem ist das 1779 vom Kurfürsten installierte Theater seit 1839 in städtischer Verantwortung – seit 175 Jahren also: auch ein Zeichen bürgerschaftlichen Selbstbewusstseins. Damit hat Mannheim, wie es heißt, das älteste kommunale Theater der Welt.
Die beiden Festivalleiter – Lilienthal, designierter Chef der Münchner Kammerspiele, und Burkhard C. Kosminski, Mannheimer Schauspielintendant – hatten über 30 Produktionen eingeladen, aus allen möglichen Ecken der Welt, aus...