Der Schatten der verbrannten Frau verfolgt den Feuerwehrmann Guy Montag. Er und seine Kollegen haben den Brand gelegt, der sie tötete und ihre Bücher vernichtete. Glühend rotes Licht taucht die Bühne in eine beängstigende Atmosphäre. Die Worte der gespenstischen Gestalt stürzen den Protagonisten in Zweifel. Regisseur Hannes Hametner bewegt sich in seiner Bühnenfassung von Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ am Theater Pforzheim weg von der düsteren Dystopie eines Überwachungsstaates, als die der Roman aus dem Jahr 1953 gilt. Seine Figuren schöpfen Hoffnung in einer Zeit, da die geistige Substanz in der Gesellschaft zu zerfallen droht.
Bradburys dunkle Vision von den Feuerwehrleuten, die durch die Stadt ziehen und im Auftrag des Staates verbotene Bücher verbrennen, hat nichts von ihrer Aktualität
eingebüßt. „Fahrenheit 451“ steht für die Temperatur, bei der Papier verbrennt. Der amerikanische Autor hatte damals die Denkverbote im Blick, die es seit den späten 1940er Jahren bei den Verhören des Ausschusses für unamerikanische Umtriebe der McCarthy-Ära in den Vereinigten Staaten gab.
In Ländern wie Russland, China oder der Türkei wird freies Denken noch heute unterdrückt. In Europa lässt sich die Generation Instagram vom Reiz der Bilder und Schlagzeilen einlullen, nicht unähnlich der oberflächlichen medialen Dauerbeschallung der Gesellschaft in Bradburys Roman, die...