Die Kleinstadt als Kleinfamilie: Anfangs nimmt das fünfköpfige Ensemble Aufstellung wie zum Familienfoto in den eigenen vier Wänden, wobei die vierte Wand des kleinen Häuschens auf der Metropoltheater-Bühne natürlich (wie sich das im Theater gehört) fehlt. In den übrigen Wänden gibt es eine Tür und ein Fenster, außerdem thront das Häuschen auf einer Drehscheibe, so dass mal die Fensterfront zu den Zuschauerreihen hin rotiert, mal die Tür und mal die unsichtbare vierte Wand. So wird die Bühne zum Kaleidoskop: Mit jeder Drehbewegung wird man eines anderen Szenensplitters ansichtig.
Setzt man alle zusammen, ergibt sich das Bild einer walisischen Kleinstadtgesellschaft, ganz so wie es Dylan Thomas in seinem Hörspiel „Unter dem Milchwald“ gezeichnet hat. Dazu folgt er ihren Bewohnern einen Tag lang, vom frühen Morgengrauen bis spät in die Nacht. Es treten auf: allerlei verrückte und verschrobene, liebenswerte, lustige und auch lüsterne Figuren. Vom schmachtenden Gemeindepfarrer, dessen unterdrückter Trieb sich in schwülstig-lyrischen Ergüssen Bahn bricht, über den unglücklich verliebten Schankwirt bis hin zum Postboten, der über den Sex- und Seelenhaushalt der Kleinstädter bestens im Bilde ist, weil seine Frau daheim regelmäßig Briefe aufdampft. Um die kleinen Ausflüchte der Menschen geht es, und um ihre beträchtlichen Abgründe. Prüderie und Begehren gehen hier...