Film
Aktualität im Film
von Georg C. Klaren
Erschienen in: Theater der Zeit: Surrealismus und was man dafür hält (12/1946)
In einem kurzen Aufsatz über die gegenwärtige Lage der deutschen Filmproduktion und die Sorgen, die eine richtige Programmgestaltung den dafür Verantwortlichen macht, wies ich in einer Tageszeitung kürzlich darauf hin, wie notwendig es ist, bei der Frage der Aktualität in die Zukunft zu blicken und ernsthaft zu prüfen, ob ein soziales oder anderes Problem, das zum Zeitpunkt der Planung eines Films aktuell ist, es auch noch sein wird, wenn der fertige Film läuft.
Daraufhin fragte eine Leserin, die sich als Arbeiterin bezeichnete, ob ich etwa der Meinung sei, die Bodenreform oder der soziale Kampf im allgemeinen könnten innerhalb von zwei Jahren aufgehört haben, aktuell zu sein.
Dieser Meinung bin ich gewiß nicht, wie schon das Beispiel der Bodenreform zeigt. Die DEFA gibt mit ihrem zweiten Spielfilm „Freies Land", der jetzt läuft, eine Reportage, die sich mit der Bodenreform als einer durchaus gegenwärtigen Tatsache beschäftigt. Zwei Jahre früher hätte dieser Film, wenn er überhaupt hätte gedreht werden können, als utopische Hoffnung oder revolutionäre Forderung aufgefaßt werden müssen. In den westlichen Zonen wird er wohl auch gegenwärtig so wirken. In zwei Jahren wären wir gezwungen, ihn als historischen Rückblick, um nicht zu sagen als Kostümfilm aufzufassen.
Auf den Standpunkt kommt es an....