Da sitzt er mit Strickmütze im offenbar frostigen Nachtasyl, ausgerechnet dem Ort des Hamburger Thalia Theaters, an dem sonst die jungen Regisseure des Hauses inszenieren und die besten Partys stattfinden: Thalia-Intendant Joachim Lux hat den Ort für seine Eröffnungsansprache der diesjährigen Lessingtage sicher nicht zufällig gewählt. Denn es ist ein Ort des Experimentierens und der Begegnung. Und genau das, so sagt er in seinen einführenden Worten, soll das digitale Format „Stories of Europe“ – ein Festival des europäischen Netzwerks mitos21 – erzeugen: Dialog, gemeinsames Theatergucken mit Freunden weltweit. Die Inszenierungen wurden von Partnertheatern aus acht Ländern – von Frankreich über Italien bis Schweden und Russland – selbst ausgesucht, es gab also keine kuratorische Auswahl.
In dem folgenden Kurzfilm „Voices of Europe“ kommen – neben den am Festival teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern – Macher der europäischen Theaterszene zu Wort. Die dreißig Minuten geben einen spannenden Einblick, was die Pandemie in den jeweiligen Ländern für Künstler bedeutet. Die staatlich geförderten Theater im deutschsprachigen Raum stehen vergleichsweise gut da, wenn man etwa aufs Londoner Westend blickt, wo die Häuser seit einem Jahr geschlossen sind und keine Gewinne erzielen können – eine ähnlich prekäre Situation wie für freie Künstler weltweit. Doch alle scheinen sich...