Eigenständigkeit und Vielfalt
von Hasko Weber
Erschienen in: Recherchen 105: Wie? Wofür? Wie weiter? – Ausbildung für das Theater von morgen (03/2014)
Eigentlich ist es eine unlösbare Aufgabe, heute Abend im Rahmen eines Impulsreferats über die Zukunft des Theaters zu sprechen. Ich habe diese Einladung dennoch gern angenommen, weil ich aus beruflichen Gründen derzeit verstärkt darüber nachdenken muss, welche Zukunft insbesondere ein Stadttheater in Deutschland in den nächsten Jahren haben kann. Bevor ich jedoch nach vorn blicke, möchte ich zunächst zurückschauen. Es macht aus meiner Sicht nämlich wenig Sinn, über die Zukunft nachzudenken, wenn man nicht weiß, woher man kommt.
Gehen wir zurück in die Mitte der 1980er Jahre: Deutschland war noch geteilt und das Stadttheater in Ost wie West stark vom Ensemblegedanken geprägt. Das hatte in den beiden Teilen Deutschlands unterschiedliche Gründe bzw. Auswirkungen. Durch eine starke Kulturförderung gab es in den meisten Theatern der Bundesrepublik gute Voraussetzungen, feste Verträge mit größeren Künstlergruppen abzuschließen, die in der Regel von leitenden Regisseuren künstlerisch angeführt wurden. Man nehme nur die legendäre Entwicklung der Berliner Schaubühne in den 1970er Jahren, die viele Nachahmer gefunden und den Ensemblebegriff vielleicht sogar neu definiert hat.
Im Osten Deutschlands gab es eine andere Entwicklung. Künstlerverträge waren generell unkündbar. Jedes Stadttheater hatte eine gewisse Anzahl an Schauspielern, Regisseuren, Dramaturgen, Bühnenbildnern etc. fest versammelt, die als Ensemble galten und die,...