Heimathafen Neukölln
Erschienen in: Andere Räume – Die Freien Spielstätten in Berlin (04/2021)
Assoziationen: Freie Szene Berlin Heimathafen Neukölln
Der Ballsaal, in dem heute der Heimathafen Neukölln residiert, hat eine lange Historie mit ganz unterschiedlichen Nutzungskonzepten – als beliebter Veranstaltungsort für Varieté, Theater, Boxkämpfe, Modenschauen, Film, Musik und Tanz. Diese historisch vielseitige Nutzung dient heute der künstlerischen Leitung des Hauses als Inspiration.
1875 ließ der Gastwirt Ludwig Niesigk den heutigen Heimathafen Neukölln als „Niesigk’schen Salon“ in der Gemeinde Rixdorf erbauen, mit Wirtshaus, Salon und Ballsaal. Rixdorf wuchs rasant und hatte 1899 bereits 80000 Einwohner. Dann übernahm Carl Göpler das Haus und erweiterte es um Kegelbahn, Gaststube, Vereinsräume und – ganz wichtig – Damen- und Herren-Toiletten. Im umbenannten „Göpler’s Salon“ eröffnete dann auch das „Neue Stadttheater“, in dem einmal pro Woche Klassiker aufgeführt wurden. Ab 1909 präsentierte die nun in „Rixdorfer Theater“ umbenannte Spielstätte ein breiteres Spektrum: von Possen bis Tragödien. 1912 wurde Rixdorf mit seinen mittlerweile 250000 Einwohner:innen offiziell in Neukölln umbenannt. Nachdem der Saal zwischenzeitlich zum Kino umfunktioniert worden war, kehrte das Theater 1931 zurück – mit Gastspielen, Operetten und Singspielen.
Zwischen 1933 und 1945 schrieb sich auch dieses Haus in die Liste der Tatorte von Verbrechen im Nationalsozialismus ein: Hier fand die Sortierung und Verteilung jüdischen Eigentums nach der Deportation seiner Besitzer:innen in die Konzentrationslager statt.
Nach...