Auftritt
Neue Oper Wien: Geächtet, aber nicht vergessen
„Die Judith von Shimoda“ von Fabián Panisello – Musikalische Leitung Walter Kobéra, Inszenierung Carmen C. Kruse, Bühne & Kostüm & Video Susanne Brendel, Lichtdesign Norbert Chmel, Klangregie & Live-Elektronik Christina Bauer
von Susanne Dressler
Assoziationen: Theaterkritiken Musiktheater Österreich Carmen C. Kruse Neue Oper Wien
Wer ist ein Held? Was ist eine Heldentat? Wie lange darf man sich einer Heldentat rühmen? Heiligt der Zweck jedes Mittel? Fragen die man sich rund um die Oper für acht Solisten, Chor, Elektronik und Hammerorchester des argentinischen Komponisten Fabián Panisello, stellen muss. Held ist eben ein großes Wort, das Emotionen weckt. Aber verfolgen wir als Zuseher:innen tatsächlich die Heldentat einer Geisha oder beobachten wir eine an der Männergesellschaft zerschellende Frauenfigur? Basis des Librettos für das Stück „Die Judith von Shimoda“ von Juan Lucas ist ein japanisches Schauspiel von Nyanin Aishi, das Bertolt Brecht und Hella Wuolijoki verfassten. Dieses Dramenfragment wurde 2006 entdeckt, rekonstruiert, ediert, aber wenig beachtet. Nun kommt das Thema zu neuen Ehren.
Okichi ist Geisha und eine berühmte Sängerin in Shimoda. Townsend Harris, Generalkonsul der USA, zeigt großes Interesse an ihr, doch sie verweigert sich dem Ausländer. Als er das Gelingen eines wichtigen Handelsabkommens für Shimoda von einem Treffen mit Okichi abhängig macht, setzt der Zögernden alle zu: Regierungsvertreter flehen sie an den Konsul zu treffen um die Stadt zu retten, selbst ihr Verlobter ersucht sie über ihren Schatten zu springen. Okichi willigt widerwillig ein und wird zur Heldin der Stadt. Doch der Ruhm währt nicht ewig....
Erschienen am 6.11.2023
