Gespräch
„Durch Umständlichkeit zum Wesen der Dinge“
von Charly Hübner und Hans-Dieter Schütt
Erschienen in: backstage: HÜBNER (01/2023)
Assoziationen: Sprechtheater
HANS-DIETER SCHÜTT: Charly Hübner, wozu spielen?
CHARLY HÜBNER: Schön.
Schön was?
Dass die einfachste Frage gleich zu Beginn kommt. Is’ wie die Frage: Was ist Kunst?
Erfolgreich vom Weg abzukommen.
Hm. Klingt gut, ist wahrscheinlich aber falsch.
Wie heißt das geflügelte Wort? Wo einer fragt, werden andere keine Antwort wissen, und wo Antworten kommen, werden Fragen warten.
Wozu spielen … Vielleicht so: Im Spiel kann man das Leben angenehm vereinfachen.
Stimmt das denn?
Man kann auf der Bühne vieles von dem weglassen, was einen sonst ziemlich plagt. Es tut beim Spielen nicht mehr wirklich weh, was ansonsten schmerzt.
Das Leben.
Ich würde präziser sagen: die landläufige Realität. Spielend lässt man das Öde weg, dafür bringt man anderes auf den Punkt.
Wesentliches, im besten Falle. Schillernd, wenn möglich.
Was ja auch so furchtbar peinigt, ist all das, was auf digitaler Ebene tagtäglich über uns kommt.
Ja. Aber das kommt nicht, das wird geschüttet. Du steigst in die S-Bahn und guckst Fernsehen, das ist eine ständig laufende Schleife dröger, an dir herumfressender Bilder, immer, überall. Du wirst, wenn du nicht aufpasst, fortwährend zerstreut. Das ist in grässlicher Art auch eine Art Klimawandel, in seiner Gefährlichkeit nicht zu...