Thema
Auf Kollisionskurs
Die Konfliktlinien zwischen Theatern und der AfD in Sachsen
von Michael Bartsch
Erschienen in: Theater der Zeit: Umkämpfte Vielfalt – Das Theater und die AfD (04/2019)
Auf dem langen Flur der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag hängen zwischen den Abgeordnetenbüros Porträts berühmter Deutscher. Ob es immer nachahmenswerte Vorbilder sind, sei dahingestellt, denn Karl der Große beispielsweise hatte um 800 nach Christus gerade den Sachsen übelst mitgespielt. Aber auf die Weimarer Dichterfürsten, auf Carl Maria von Weber, Richard Wagner, Friedrich Nietzsche und erst recht Wilhelm von Humboldt oder Gotthold Ephraim Lessing wird man sich verständigen können. Hoffnungsvolle Auspizien auf ein Gespräch mit den weit und breit einzigen kulturaffinen Politikern der AfD Sachsen, zumal beide der „Alternativen Mitte“ zuzurechnen sind. Die Grafikdesignerin Karin Wilke hat lange im westdeutschen Norden gelebt und ist die kulturpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion. Ihr Mitarbeiter Thomas Hartung hat als Germanist promoviert und steckt hinter den kulturpolitischen Passagen des Programms zur Landtagswahl am 1. September 2019.
Was aber auch in einem offenen Gespräch nicht gelingen will, ist die Verständigung auf Grundwerte, für die all jene Dichter und Denker und Maler und Komponisten draußen auf dem Flur stehen. „Wir empfinden uns als die Verteidiger des Grundgesetzes“, erklärt Karin Wilke leidenschaftlich und meint damit in erster Linie die Meinungsfreiheit des Artikels fünf. Zugleich stellt Thomas Hartung die Allgemeinverbindlichkeit solcher Werte infrage. „Dieses schleichende gesinnungsethisch orientierte Bild einer idealen...