Musikalische Poesie im Garten
von Matthias Däumer
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
Assoziationen: Uwe Lehr Anna Peschke
I
Das Turley Areal war bis in die 2000er Jahre eine amerikanische Militärbaracke und u. a. ein Standort der University of Maryland. Auf einem mehr als 13 Hektar großen Gebiet in der Mannheimer Neckarstadt-Ost werden die noch aus dem Deutschen Kaiserreich stammenden, für Kasernen ungemein pittoresken Sandsteingebäude von mehreren Initiativen als Wohnraum erschlossen. Diese Initiativen agieren teilweise genossenschaftlich und gezielt gegen die zu befürchtende gentrifizierende „Aufwertung“ des Gebiets. Für diese Vorhaben gibt es bereits eine große öffentliche Aufmerksamkeit, nachzuvollziehen anhand der Online-Ausgaben der Turley News.1
Anna Peschke inszenierte im Dezember 2012, damals bereits in Zusammenarbeit mit dem Produktionsleiter Uwe Lehr und der Komponistin Sarah Nemtsov, im ehemaligen Offiziers- und darauffolgend Glücksspiel-Kasino eine Performance mit Neuer Musik über den Teufelsgeiger Niccolò Paganini, dessen Biografie ein ständiges Ineinander von Musikbesessenheit und Glücksspielsucht erzählt, eine Verflechtung, die auch Peschkes inszenatorische Motivik prägte.
Während der Probearbeiten zu Das Kasino entstand der Gedanke, die vor dem Gebäude befindlichen ehemaligen Sportanlagen der Kaserne zu bespielen. Dafür begann man im Frühjahr damit, auf dem ehemaligen Exerzierplatz (zur Kaiserzeit) und Baseballfeld (unter US-amerikanischer Nutzung) einen vielgestaltigen Gemeinschaftsgarten anzulegen. Die Begrenzungszäune wurden mit Hopfen berankt und die Bepflanzung mit verschiedenen Gräsern und Bäumen auf unterschiedliche Bodenbeläge verteilt....