Ungezählte Deine Namen
Erschienen in: backstage: TSCHEPLANOWA (07/2020)
Ohne Kleider und Erbarmen ohne Andacht, ohne Ohnmacht,
Nur ein klaglos offen Obdach,
Eine Klippe überm Meer und ein Moor, das naht.
Gut ist, wenn Du nackt und schweigsam,
Täglich bei dem Hochzeitsmahle mein Gesicht vergessen hast
Und Dich wundert, wer sie ist, die an Deiner Seite isst.
Tausche mein Gesicht. Ich bleibe.
Mach die Tür zu. Ich bin hier.
Schneide meine Haut. Ich weine.
Trotzdem bin ich, trotzdem hier.
Der Verdacht, dass ich Dich brauche, endet,
Wenn Du siehst,
Wie ich Dein Gesicht beweine.
Wenn Du nicht mehr bist.
Deine Hand, die halt ich heute, morgen auch und gestern nicht.
Und der Lohn, den ich erschleiche, ist nur Dein Gesicht.
Deine Kinder nenn ich Bäume, Gräser, Milch und Stadt
Und das eine oder andere wird nicht satt.
Unser Haus ist eine Straße, die zum Grab uns führt.
An den Rändern lauter Leiber, die wir nicht berührt.
Und im Grab, da leg ich meinen Arm um Dich, denn erst dort,
So nackt und schweigsam fliehst Du nicht.