Kommentar
Hire and Fire
Über die desaströse Personalpolitik in Trier und Rostock
von Elisabeth Maier und Gunnar Decker
Erschienen in: Theater der Zeit: Peter Kurth: Die Verwandlung (09/2016)
Assoziationen: Debatte
Trier. „Theater neu denken“ wollte der österreichische Schauspieler, Sänger und Regisseur Karl Sibelius, als er im September 2015 in Trier als Generalintendant antrat. Bundesweit horchte die Szene auf. Viele freuten sich auf den Neuanfang im eher unauffälligen Haus am Augustinerhof mit einer so schillernden Persönlichkeit. Nun tobt im Dreispartenhaus ein Krieg, dem die Kommunalpolitik nicht beizukommen weiß.
Die vorerst letzte Schlacht gewann der Intendant, wenngleich ihm wegen eines Defizits von jeweils 1,3 Millionen Euro in den Jahren 2015 und 2016 die wirtschaftliche Gesamtverantwortung entzogen wurde. Das von ihm künstlerisch verantwortete Tanzprojekt „Nero Hero“ scheiterte. Dennoch kostete es die Stadt 30 000 Euro. Mit der Ökonomie war der Kulturmanager, der einen Abschluss der Universität Zürich in Arts Administration hat, offenbar überfordert. Daher wird Sibelius nun ein gleichberechtigter Verwaltungschef an die Seite gestellt, künstlerisch aber bleibt er verantwortlich, mehr noch: Er soll ab dieser Spielzeit die Schauspielsparte leiten – was ein zweites Konfliktfeld eröffnet. Zu Beginn seiner Intendanz setzte Sibelius auf Spartenleiter, mit denen er Neues wagte und viel gewann – die innovative und führungsstarke Operndramaturgin Katharina John, Ulf Frötzschner als bestens vernetzten Kenner neuer Dramatik und Regie sowie Tanzgröße Susanne Linke. Trotz künstlerischer Erfolge kündigte Sibelius, der gern auf seinen Master...