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Musik: Schattiges Miami
von Ulrike Rechel
Erschienen in: Theater der Zeit: Auftreten und leuchten – Gisela Höhne und das Theater RambaZamba (04/2014)
Mit Berlin verbindet man nicht nur eine experimentelle Clubkultur, sondern auch eine florierende Elektro-Avantgarde im Grenzbereich zwischen House, Ambiente und Neuer Klassik. Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick – kurz Brandt Brauer Frick – gelten mit ihrer Verbindung aus präzisen Techno-Strukturen und warmen, analogen Instrumenten als Stars der Szene. Auch international sind die Berliner längst viel gefragt; Grund dafür ist ihr mit großem Ensemble eingespieltes Album „Mr. Machine“ von 2011: ein junger Klassiker. 2013 legte die Formation um den einstigen Friedrich-Goldmann-Studenten Paul Frick ihr drittes Album vor.
Der harte Lebensrhythmus aus ständigem Aufbrechen und Ankommen, dem sich die viel herumreisenden Musiker seit ein paar Jahren verschreiben, hat sich als Thema eingeschrieben. „Miami“ heißt die Platte verlockend, doch die Stimmung ist eher schattig und nachtwach statt ausgeruht. Neu ist, dass erstmals Gastsänger zu hören sind, etwa Underground-Grande-Dame Gudrun Gut oder Neosoul-Sänger Jamie Lidell.
Statt der Akribie der vorigen Alben ist diesmal der Drang zur Spontaneität spürbar. Aus Jam-Sessions schälten sich Songs heraus. Für Reibungen im Klangbild sorgt die gewohnte Elektronik-Infusion um programmierte Bass-Drums, Handclaps oder krachige Störmanöver. Um den Badeort in Florida dreht sich das so betitelte Werk im Übrigen nicht. „Es geht nicht wirklich um Miami, sondern um einen...