Europa taumelt – irgendwo zwischen Schuldenkrise, aufkeimendem Extremismus und dieser trotzigen Haltung, mit der die Privilegien an den Südgrenzen des Kontinents verteidigt werden. Was wird bloß aus dem alten Kontinent? Antworten auf diese Frage gibt das Theater Marie, das in seiner jüngsten Produktion mit fünf unverbundenen Einaktern die Zukunft Europas umspielt. Dafür hat die Schweizer Landesbühne mit Ariane Koch und Joël László zwei Autoren beauftragt, die beide unlängst den Dramenprozessor absolviert haben, also jenes Schweizer Förderprogramm, das sich seit 14 Jahren um den Nachwuchs in Sachen Bühnendramatik bemüht.
Entstanden sind fünf grundverschiedene Texte, wobei das Eröffnungsstück zugleich das originellste ist. Denn für ihren kurzen Einakter war Ariane Koch shoppen: auf fiverr.com, einer real existierenden Internetplattform, auf der man kreative Dienstleistungen von Kulturarbeitern aus dem digitalen Nirgendwo erwerben kann. Die 1988 geborene Koch hat bestellt: ein Gedicht, einen Song und eine Rede über die Zukunft Europas. Alles wurde geliefert – und kann nun vom dreiköpfigen Schauspielensemble auf der Plattformbühne mit dem Druck auf einen Buzzer eingespielt werden. Und so hören wir, wie ein Singer-Songwriter zur schrammelnden Gitarre die Zukunft Europas im Jahr 2100 besingt: „Auch heute – nicht weniger als 1320 / sind die Überlebenden immer noch / den schwel-...