Grenzgänge – Künstler*innenstatements
Re-Inszenieren von Unbegreiflichem
von Eva Meyer-Keller
Erschienen in: Offen! Das internationale figuren.theater.festival – Erlangen Nürnberg Fürth Schwabach (05/2025)

2009 wurde ich zum ersten Mal zum Figurentheater-Festival in Erlangen eingeladen, was mich damals etwas überrascht hat, denn bis dahin war ich im Tanz-, Performance- und Kunstkontext unterwegs gewesen.
In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit unbegreiflichen Dingen und Sachverhalten wie zum Beispiel Gewalt, Katastrophen oder Quantenphysik und Genetik, mit Vorgängen also, die für unser Auffassungsvermögen zu klein, zu groß oder zu komplex sind. Daher (re-)inszeniere ich sie mit alltäglichen Objekten, um sie im wörtlichen Sinne zu begreifen. Diese Herangehensweise ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, aber genau das macht sie fruchtbar, denn in der Praxis, während der Proben und auch während der Vorstellungen, geht es im Prozess wiederholten Scheiterns letztlich um etwas anderes: In dieser (un-)sinnigen Beschäftigung entfaltet sich ein großes Potenzial an weiteren Narrativen, Assoziationen und unerwarteten Umgangsweisen mit dem, was uns umgibt.
Der Vorgang, Objekte durch die Vorstellungskraft der Zuschauer*innen zu subjektivieren und sie zu beleben, hat das Figurentheater-Festival wohl angesprochen. Ich bin seitdem immer wieder mit Stücken zu Gast und fühle mich dem Figurentheater-Festival Erlangen inzwischen sehr verbunden. Die Perspektive des Figurentheaters auf meine Arbeit war für mich bereichernd und hat im Laufe der Jahre neue Kontakte mit Menschen eröffnet und meine künstlerische Arbeit geprägt....