Grenzgänge – Künstler*innenstatements
Verschwinden und Präsenz
von Dries Verhoeven
Erschienen in: Offen! Das internationale figuren.theater.festival – Erlangen Nürnberg Fürth Schwabach (05/2025)

Die Frage, wie ich meine künstlerische Arbeit im Kontext des Puppen- oder Objekttheaters positionieren würde, hat bei mir einigen Widerstand hervorgerufen. Das Theater als Begegnung mit anderen lebendigen Wesen – Menschen oder Tieren – ist für mich von großem Wert. Dennoch hat mich diese Anfrage zum Nachdenken gebracht. Mehr als einmal haben mich Darsteller mit meiner Tendenz konfrontiert, sie als Roboter zu betrachten, als Vollstrecker von vorbestimmten Handlungen. Ich habe offenbar ein Interesse an Bereichen, wo das Lebendige und das (scheinbar) Unbelebte zusammenkommen. Während der Proben bringe ich die Darsteller in einen „ich-losen“ Zustand, der sich – wenn ich so darüber nachdenke – kaum von dem einer Puppe oder eines Objekts unterscheidet. Wenn es einem Darsteller gelingt, sein Verlangen nach Anerkennung zu Hause zu lassen, kann ich als Zuschauer frei schauen, so wie ich es in einem Museum tun kann, wenn ich ein Objekt betrachte. Das Objekt existiert, ohne seine Existenz zu rechtfertigen. Ich kann achtlos an ihm vorbeigehen oder es stundenlang anstarren: Meine Anwesenheit beeinflusst es nicht. Das Objekt fängt nicht an zu stottern, es scherzt nicht zu viel, es ist nicht dankbar für meinen Applaus. Das Objekt verhält sich wie ein stoisch ausgeführtes buddhistisches Ritual oder wie ein...