Was ist eine „ägyptische Haltung“? Um darüber mit Rebecca Riedel zu reden, sollte man Hauptmanns „Bahnwärter Thiel“ kennen, den Armin Petras jüngst am Maxim Gorki Theater Berlin inszeniert hat. Zu der Inszenierung entwarf sie die Videoprojektion. Man sollte einiges über Scherenschnitt wissen, über Schattenspiele und Lichtquellen, Expressionismus und Märchen.
Rebecca Riedel hat in ihr Atelier am Kottbusser Tor eingeladen. Sie hole mich besser am Platz ab, die Wegbeschreibung sei zu kompliziert. So stehe ich dann also pünktlich neben Pennern, Süchtigen und Dealern am Kottbusser Tor, bekanntermaßen einem der „Kriminalitätsschwerpunkte“ Berlins. Passanten mustern mich, ob ich eher zu denen gehöre, die hier Drogen kaufen oder verkaufen. Um Drogen und Rausch geht es auch in Rebecca Riedels Arbeiten, irgendwie jedenfalls.
Sie trage einen knallroten Anorak, daran werde ich sie erkennen, hatte sie am Telefon gesagt. Es ist schon etwas abseitig, hier am Kottbusser Tor zu stehen und nach Frauen in roten Anoraks Ausschau zu halten. Und doch passt es. Dieser Bedenklichkeit allzeit bewusst, halte ich lieber erst einmal den Mund und lasse einige rote Jacken unangesprochen an mir vorbeiziehen.
Was sich als richtig erweist. Denn als sie schließlich über den Platz kommt, gibt es gar keinen Zweifel daran, wer sie ist. Knallrot,...