Falk, deine jüngsten Theatertexte setzen sich mit Identität in der Spätmoderne auseinander – vielmehr mit Identitätskrisen. Was macht Identität so fragil?
Identität wird im Moment immer komplexer, und es gibt viele Möglichkeiten, worauf man sich bei der Identitätskonstruktion beziehen kann. Klassische identitätsstiftende Kategorien wie Nation, Religion oder auch das Geschlecht geraten in eine Krise, weil sich die Nationen auflösen. Es gibt kein wirkliches Verhältnis mehr zum eigenen Nationalstaat. Wir leben in einer globalisierten Kultur. Klassische Familienbilder werden erweitert und angereichert durch neue Konzepte. Identität wird immer ausdifferenzierter und komplexer, wie die Welt auch immer komplexer wird.
In deinem aktuellen Projekt „FEAR“ gehst du der Angst vor einem nationalen Identitätsverlust, wie er sich gegenwärtig an der Pegida-Bewegung, dem NSU-Terror und der AfD abzeichnet, auf den Grund. Wie hast du dich künstlerisch den neuen Gesellschaftsängsten angenähert, und was ist das überhaupt für eine Angst, die die Menschen umtreibt?
Ich habe zunächst eine Recherche mit meinem Team gemacht und dann die Reden, die Art zu denken und die Rhetorik führender Personen dieser neuen rechtsnationalen Bewegungen analysiert. Man sieht, dass die Führungsköpfe regelrecht verhetzen, gezielt Fehlinformationen streuen oder mit rassistischen und homophoben Standards arbeiten. Es sind Angstbilder, die über Hass-Sprech gesät werden...