Super 8 und Schmonzetten
von Matthias Däumer
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
Assoziationen: Philipp Hauß
I.1 (Matthias Däumer)
Auf dem Gelände einer einstigen Drahtzieherei, dem heutigen Kulturzentrum von Lengerich, stehen zwei Frachtcontainer, zwischen ihnen gespannt eine überdachte Leinwand. Dort werden für Wunderblock seit einer Woche Super-8-Filme gesammelt und das fünfzigste Jubiläum dieses Mediums gefeiert, indem die Filme aus den analogen (Dachboden-) Speichern Lengerichs in den digitalen Speicher überführt werden. Wie schon in den zuvor angefahrenen Städten, Greifswald, Kelheim und Lüneburg, ist auch hier der Zuspruch sehr groß: Die Sichtung, geschweige denn die Digitalisierung des umfangreich zugetragenen Materials war nach Aussagen der Gruppe in der kurzen Zeit kaum zu meistern. Für die Filmmontage wurde deshalb auf ein recht puristisches Konzept zurückgegriffen, das Philipp Hauß dem Publikum anfangs schrittweise erläutert: Es ist klar, dass mit der Digitalisierung der Kultwert des Mediums verlorengeht, das Rattern des Projektors, das Wechseln der Rollen, aber auch die Erzählerstimme, das gemeinsame Erinnern, das beim Betrachten der Filme stattfindet. Die Gruppe hat deshalb das Material häufig zusammen mit den Besitzern gesichtet und auf die Spezifik geachtet, wie man sich mit Super 8 gemeinsam erinnert. Aus diesen Erfahrungen heraus wolle nun auch die Vorführung der Digitalisate nicht der Abruf eines Read Only Memory (ROM) sein, sondern im Sinne des Random Access (RAM) zu einem...