Reenactment – schon das Wort allein verleitet zum Raunen. Geheimnisvoll, fast gespenstisch geistert es seit einigen Jahren durch das Theater. Das Re-Inszenieren von Geschichte oder deren Abbild in den Medien ist in Mode. Weil es dem Theater das wiederzugeben scheint, was es in seinem Streben nach Anti- Illusion und ironischer Brechung längst verloren hat: die Verstörung, in diesem Fall hervorgerufen durch das Wiedergängerische des historischen Moments, der dem Zuschauer einem „Wachtraum“ gleich mit „gespenstischer Kraft“ gegenübertritt. „Was getan wurde, wird wieder getan.“ (Milo Rau)
Nun könnte man dieses Raunen jedoch auch für ein Nuscheln halten. Denn niemand weiß genau, was Reenactment eigentlich meint. Ist es das Nachstellen historischer Referenzbilder wie in Hofmann & Lindholms „Serie Deutschland“? Ist es das Nachspielen von Andy Warhols Film „Kitchen“ durch das Performancekollektiv Gob Squad, die das Original (bewusst) gar nicht kannten? Oder ist es die Performance „The Vitruvian Body“ von Boryana Rossa, die sich auf gar kein Original bezog, sondern bloß die Mythologisierung der Performancekunst an sich reenactete? Der Band „Theater als Zeitmaschine“, entstanden anlässlich einer Tagung des Herder-Kollegs für transdisziplinäre Kulturforschung an der Universität Hildesheim, lässt all diese künstlerischen Positionen gewollt disparat nebeneinander stehen. Es gebe keine Definition des Begriffs, so die Herausgeber...