Sind wir nicht alle ein bisschen verrückt nach dem Glück? Bei „Neuropa-Roulette“ jedenfalls, einem Projekt des Performers Lajos Talamonti in der Bremer Schwankhalle, ist das Publikum ganz wild darauf, sein Glück zu versuchen. Der körperliche Einsatz auf dem bühnengroßen Roulette-Tableau ist beeindruckend. Immerhin geht es darum, ein neues Europa zu schaffen. Zwischen den Spielzügen werden Gewinner wie Verlierer von Talamonti befragt: Was man sich wünsche für das neue Europa, warum einige der Spieler innerhalb kürzester Zeit stinkreich seien, während andere bettelarm blieben. Casino-Kapitalismus, der Strukturen Europas greifbar macht – ein Abend, der in seiner partizipativen Form an diesen Aufführungsort passt.
Schwankhallen-Intendantin Pirkko Husemann, vormals Kuratorin für den Bereich Tanz am HAU Hebbel am Ufer in Berlin, ist hier vor einem Jahr angetreten. Neben einem klaren programmatischen Konzept für überregionale und internationale Gastspiele sollten lokale Künstler eine neue Form der Unterstützung durch dramaturgische Betreuung oder Förderanträge-Workshops bekommen: Entwicklungsarbeit für die lokale Szene – gepaart mit dem Anspruch auf überregionale Sichtbarkeit. Der Trägerverein Neugier e. V. traf die richtungsweisende Entscheidung für ein Team, das von außerhalb Bremens und mit einem klaren konzeptionellen Zugriff antrat.
Dann die Ernüchterung nach dem ersten Jahr: Die Zahlen blieben weit unter der erhofften Auslastung von 60 Prozent....