Thema Stimme und Körper
von Burghart Klaußner und Thomas Irmer
Erschienen in: backstage: KLAUSSNER (09/2019)
Ich wollte noch etwas zu Gutkelch fragen. Der hatte angesprochen, womit Sie sich vorher schon beschäftigt hatten und was bis heute eine Rolle spielt, nämlich diese Auseinandersetzung mit Stimme und was sie in der Konnotation bedeuten kann. Das erinnert mich an die frühen Tonbandexperimente. Schließlich sind Sie auch ein Interpret im Hörbuch geworden. Insofern war der Professor Gutkelch doch wichtiger als das, was Sie unter Spintisiererei verbuchen.
Na, ja, ihn will ich gar nicht zu den Spintisierern zählen. Er hatte sich da was ausgedacht, was eine ganz interessante Methode war, um einem werdenden Schauspieler den Sitz und den Inhalt der eigenen Stimme zu vermitteln und wie man das variieren kann, um da voranzukommen. Nun, Hörbücher machen ja fast alle Schauspieler. Doch so sehr ich das liebe, für mich war die Sprache auf dem Theater wichtig vor allem in Kombination mit dem Körper und nicht nur in so einer Wesenlosigkeit wie vor dem Mikrofon. Ich suchte immer auch die Exzessivität. Deshalb hatte ich an Kortner so einen Geschmack gefunden, aus seinem Rachegebrüll, aus seinem Shylock-Monolog bin ich nie entlassen worden, ein ganzes Leben lang und auch heute, wenn ich den Shylock selber spiele, gibt es einen Kortner-Moment, den ich nicht loslasse,...