„Nullen und Einsen“ ist eine Verwechslungstragödie: Philipp Löhle, diesjähriger Hausautor des Mainzer Staatstheaters, stellt dem grau melierten Alltag den Traum eines besseren Lebens gegenüber. Nach Art eines Episodenfilms wendet er sich mal hierhin, mal dorthin, besichtigt Paare und Passanten, Arbeitstiere, Gescheiterte und Sehnsüchtige. Alle lechzen danach, aus ihrem Leben auszusteigen wie aus einem Omnibus. Dabei gerät ihnen ihr gesamtes Dasein zu einem wabernden Vielleicht, aus dem sie sich mehr als nur eine Wirklichkeit konstruieren dürfen. Wie etwa der ergraute Chef (Marcus Mislin), der als Direktor firmiert, und sein Untergebener Bär (André Willmund), ein Türsteher mit Auftragskillerqualitäten, der für Ordnung sorgen soll und macht, was man ihm befiehlt. Oder das vom Leben geplagte Liebespaar (Lisa Mies und Tilman Rose), welches das Schicksal aneinanderpresst, wie auch Jonas (Mathias Spaan) und Beck (Stefan Graf), zwei Rettungssanitäter mit Sehnsucht im versehrten Blick, denen die Unfälle der anderen zur Sinnkrise gereichen.
Das geheime Zentrum des Stücks aber pulsiert in Moritz, den Felix Mühlen in schlaksiger Uncoolness als jemanden wiedergibt, der die Grenzen des Normalen nicht zu sprengen vermag, auch wenn er es noch so sehr versucht. Das Verrückteste, was solchen Menschen einfällt, ist, den rechten Socken über den linken Fuß zu streifen und zu hoffen,...