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Kunst: Durchs Weltall rasen
Erschienen in: Theater der Zeit: Je suis Charlie (02/2015)
Gibt es parallele Welten? Etwas, das neben einem her existiert, ohne dass man imstande wäre, es in der eigenen Welt wahrzunehmen und dahinterzukommen? In der Physik geht man inzwischen von einem Elf-Dimensionen-Modell aus, also auch vom menschlichen Unvermögen, die Realität in Gänze wahrzunehmen. Das ist schade einerseits. Auf der anderen Seite allerdings auch sehr anregend für neue Weltsichten. Die Künstlerin Alicja Kwade beispielsweise erklärt sich die Theorie von parallelen Welten mit der Annahme, dass es für jedes Teilchen ein anders geladenes, ein negativ oder positiv geladenes Gegenteilchen gibt. Deshalb vervielfache sie auch die eigene Gegenwart. In ihren Arbeiten wird man immer wieder aufgefordert, dem eigenen visuellen Eindruck zu misstrauen. Besser wir schauten nach, was sich hinter unserer als „echt“ empfundenen Wirklichkeit so verbirgt. Auf diese Weise hat die 1979 in Katowice geborene Künstlerin schon eine ganz Reihe von herrlich poetischen Installationen und Objekten gebaut. Wer dieser Tage nach St. Gallen kommt, hat die Gelegenheit, ihre Ausstellung Warten auf Gegenwart zu besuchen. Das dortige Kunstmuseum zeigt noch bis Mitte Februar einige ihrer hingebungsvollen und elegant gearbeiteten Werke, darunter auch die Licht-und-Sound-Installation „Nach Osten“. Ein Foucault’sches Pendel als künstlerische Lichtgestalt macht die Rotation unseres Planeten sichtbar und lässt uns spüren, dass wir...