Der Treffpunkt fürs Interview könnte kaum stimmiger gewählt sein. Valery Tscheplanowa hat das Kaffeehaus Tambosi am Odeonsplatz vorgeschlagen, fünf Gehminuten vom Münchner Residenztheater entfernt, wo sie seit vergangenem Sommer engagiert ist. Der Platz verströmt lässiges Flair (zumal an einem lauen Spätnachmittag Anfang April), das Tambosi hat Stil, die Kellner zum Beispiel sind weiß livriert. „Mir gefallen die“, sagt Tscheplanowa, „das sind Profis. Nichts gegen kellnernde Studenten“, sie hat ihr Geld eine Weile selbst so verdient, „aber ich schätze es, wenn jemand das als Beruf macht“ – gepflegte Umgangsformen inklusive. Manchem mag derlei Sinn für Etikette antiquiert vorkommen. Valery Tscheplanowa dagegen wirkt selbst auf beinahe altmodische Weise stylish. Ihr kurz geschnittenes Haar wird zum Teil von einem Häubchen verdeckt, einem weitmaschigen Netz aus Leder, das am Hinterkopf festgesteckt ist. Dazu trägt sie einen mondän anmutenden, orangefarbenen Strickmantel. Mit dem gängigen H&M-Chicihrer Generation hat das denkbar wenig gemein. 34 ist sie jetzt, ihre Gesichtszüge sind noch mädchenhaft, die Ausstrahlung aber ist die einer Dame. Begriffe wie Anmut und Eleganz drängen sich auf. Wie das Café ihrer Wahl hat auch die Tscheplanowa ganz einfach Klasse. Eine Ausnahmeerscheinung, auf wie abseits der Bühne.
Manchmal verschwimmen die Grenzen auch, so wie in „Eurydice :: Noir...