Karin Beier verlässt das Kölner Schauspiel mit einer großartigen Inszenierung von Euripides’ „Troerinnen“. Der Spielfassung liegt die Bearbeitung Jean-Paul Sartres zugrunde, die um Ausschnitte weiterer Texte, wie Georges Batailles 1967 erschienenem „Le Mort“ („Der Tote“) und Samuel Becketts „Texte um Nichts“ (1947 – 1952), erweitert wurde. Was häufig genug schiefgeht, gelingt hier grandios: Euripides wird nicht mit aktuell scheinenden Texten modernisiert, denn das braucht es gar nicht. Die Themen des antiken Dramas sind Themen der Gegenwart, darauf verweisen bereits die von Karin Beier und Dramaturgin Ursula Rühle im Programmheft zusammengestellten Texte, u. a. von Giorgio Agamben, Hannah Arendt und Hans-Thies Lehmann. So handelt es sich bei dieser Inszenierung nicht um eine Reise zurück in andere, vergangene Zeiten, sondern um eine zu uns: „Die Troerinnen“ ist ein politisches Stück über die Eroberung von Wegerechten und Land, die Inbesitznahme von Gütern und Arbeitskraft, und auch über die Frage, welche Bedeutung Religion und Götter haben. „Denn als Euripides ‚Die Troerinnen‘ schreibt“, so Sartre, „ist der Glaube zu einem mehr oder weniger verdächtigen Mythos geworden.“
Euripides erzählt die Geschichte der Frauen Trojas, die nach dem verlorenen Krieg gegen die Griechen darauf warten, was mit ihnen – Kriegsbeute, Überlebende und Übriggebliebene – geschehen wird. Sie...