Am Tag nach der letzten Vorstellung habe sie schon das Stück für die nächste Inszenierung gelesen, erzählt Friederike Hirz. Und angefangen zu arbeiten. Dass zwischen den Abenden der 1988 geborenen Regisseurin bislang größere Abstände lagen, rührt auch von der umfassenden Recherche. Der Stücktext ist selbst nur ein Teil des Materials. Theater als Dienstleistung, bei der man heute „Romeo und Julia“ und morgen die nächste Inszenierung abliefert, ist Hirz fremd. Keine Kompromisse. Dann lieber kellnern. Sie ist überzeugt, dass Theater fundamentale Fragen des menschlichen Zusammenlebens verhandeln kann. Ende Februar feierte mit „The People (Hoffnung)“ der dritte und somit letzte Teil ihrer Ibsen-Trilogie Premiere. Der erste Teil „Hedda (Glaube)“ ist von 2015, der zweite „Peer (Lüge)“ von 2019. Als Grundlage dienten „Hedda Gabler“, „Peer Gynt“ und „Ein Volksfeind“. Glaube, Lüge, Hoffnung – Liebe ist kein Thema, außer unter dem Aspekt der Macht. Es interessiere sie vor allem, wie Gesellschaft funktioniere, erzählt Hirz. Und Ibsen sei dafür ausgezeichnetes Material. Seine Stücke zeigen die Herausbildung der bis heute existierenden bürgerlichen Welt – die sich inzwischen in einer existenziellen Krise befindet. Diese reiche vom Kapitalismus und Nationalstaat über die parlamentarische Demokratie und den Liberalismus bis zur Kleinfamilie. Ibsen veranschauliche, so Hirz, die Wechselwirkung zwischen Mensch...