Wien ist für Thomas Vinterberg eine Stadt mit Suchtpotenzial. Seit er 2010 am Burgtheater „Das Begräbnis“ inszeniert hat (eine Fortsetzung seines Filmerfolgs „Das Fest“), reist er immer wieder gerne an. Im Programmheft zur Uraufführung von „Suff“ in den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt erklärt er nun, dass er jedes Mal, wenn er in Österreich arbeite, erstaunt sei, wie viel dort getrunken werde. Das ist durchaus anerkennend zu verstehen. „Suff“ – wie schon „Das Begräbnis“ und „Die Kommune“ gemeinsam geschrieben mit Vinterbergs inzwischen verstorbenem Drehbuchlehrer Mogens Rukov – ist ein recht ungeniertes Prosit auf den Alkoholkonsum.
Zu erleben sind darin vier wohlhabende Wiener Witwen, die sich regelmäßig treffen – nicht zum Kaffeekränzchen, sondern um sich die Kante zu geben. Dabei bleibt das selbstzerstörerische Potenzial ihrer Wein- und Wodkaexzesse weitgehend überschaubar. Trinksucht erscheint hier eher als bewusstes Bekenntnis zum rauschhaften Leben, gesteigert noch durch die Einsicht, dass dieses Leben sich unübersehbar dem Ende zuneigt – weshalb sich die vier Damen wie die letzten Gäste am Kneipentresen verhalten: Kurz vor der Sperrstunde wird noch mal eine Runde Doppelter bestellt; und dann mit dem Glas in der Hand philosophiert, etwa wenn eine der Damen, Irma (Elfriede Schüsseleder), leicht lallend, aber mit der Grandezza...