Gespräch
Zirkushochschulen – ein Umfeld für praktizierende und forschende Artist:innen
Alisan Funk im Gespräch mit Tom Mustroph
von Alisan Funk und Tom Mustroph
Erschienen in: Arbeitsbuch 2022: Circus in flux – Zeitgenössischer Zirkus (07/2022)
.jpg&w=3840&q=75)
Alisan Funk, Sie begannen selbst als Luftartistin. Wann sind Sie das letzte Mal künstlerisch durch die Luft geflogen?
Das ist schon einige Jahre her. Ich habe noch einiges an Equipment, aber ich konzentrierte mich schon früh darauf, andere zu unterrichten. Ich arbeitete viel mit Kindern und Jugendlichen in Sommerlagern, aber auch in Vorbereitungsklassen für Artistenschulen und trainierte ebenso professionelle Künstler. 2010 begann ich in der Nationalen Zirkusschule in Montréal mit dem Lehrerausbildungsprogramm. Es war eine große Bandbreite. Was ich bei all diesen Tätigkeiten am meisten mag, ist, eine Lernatmosphäre zu schaffen, die mit den Zielen und Erwartungen der Schüler in Einklang steht.
Das klingt großartig, und zugleich etwas vage. Was meinen Sie genau?
Bei einem Achtjährigen, der in einem Sommerlager ist und noch kein einziges Mal geklettert hat, kommt es darauf an, dass er etwas Neues über sich selbst lernt. Das ist einerseits Klettern als eine neue Fertigkeit, er erwirbt aber auch Selbstbewusstsein und Stolz. In einem Vorbereitungskurs für eine Zirkusschule sollte man die Art von Präzision und Kontrolle erlernen, die die nächsten Karriereschritte ermöglicht. Wer sich auf eine Audition vorbereitet, um von einer Compagnie engagiert zu werden, oder wer selbst eine neue Show vorbereitet, braucht wieder einen eigenen, ganz...