»Gemeinsam sind wir gefährlich«
von Katharina Pelosi
Erschienen in: Recherchen 175: Theaterarbeit – Praktiken der Freien Szene (08/2025)
Assoziationen: Open Access Wissenschaft
Selbst als Teil eines Kollektivs, das in dem Studiengang Angewandte Theaterwissenschaft entstanden ist, und trotz der langjährigen interessierten und solidarischen Begleitung unserer künstlerischen Arbeit durch die Autorin Yana Prinsloo öffne ich im Frühjahr 2025 mit Aufregung (aber auch Vorfreude) darüber, die eigene Arbeit theoretisiert zu lesen, eine Word-Datei. Einige Hundert Seiten später habe ich viel gelernt, bin inspiriert, dankbar und berührt, Teil einer Versammlung von Kollektiven und einer Denkbewegung über ihre Arbeit zu sein. »Gemeinsam sind wir gefährlich«, sagt Sara Ahmed und so ist das Buch, das aus dieser Datei wurde, auch Teil einer feministischen Allianz im zeitgenössischen Performancetheater und darüber hinaus, in der FLINTA-Personen ihre eigenen Geschichten und Visionen performen, erzählen oder eben wissenschaftlich reflektieren und tradieren.
Theaterarbeit ist Reproduktionsarbeit. Die Reproduktion als Teil des Künstlerischen sichtbar zu machen und ihre soziale Dimension sogar ins Zentrum der eigenen Praxis und Struktur zu stellen, verbindet das Selbstverständnis vieler feministischer Kollektive und sabotiert seit Jahrzehnten beharrlich und produktiv die Idee der männlichen Regieposition. Aber auch dieses Buch, das sich mit solchen feministischen Theaterpraktiken in der Freien Szene beschäftigt, ist Reproduktionsarbeit: Das solidarische, theoretische Nachdenken und wissenschaftliche Schreiben über Theater sorgt sich um die feministischen Fragen und Themen im Theaterraum und entwickelt...