Eberhard Kloke
von Eberhard Kloke und Rainer Simon
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
Eberhard Kloke, 1948 in Hamburg geboren, ist Dirigent und Komponist. In den achtziger und neunziger Jahren war er Generalmusikdirektor an den Theatern Ulm und Freiburg, Chefdirigent der Bochumer Symphoniker sowie Künstlerischer Leiter der Oper und des Philharmonischen Orchesters in Nürnberg. In diesen Funktionen konzipierte und realisierte er umfangreiche Konzert- und Musiktheaterzyklen mit zeitgenössischer Musikprogrammatik. 1990 erhielt er den Deutschen Kritikerpreis. Seit 1998 lebt er als Freischaffender in Berlin.
RS: Welche Fähigkeiten von Opernsängern erschweren beziehungsweise erleichtern die Produktion freien Musiktheaters? Welche Kompetenzen für freie Musiktheaterprojekte, wie Sie sie produzieren, besitzen sie beziehungsweise besitzen sie nicht?
Eberhard Kloke: Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen freier Musiktheaterarbeit und der Arbeit an institutionalisierten Opernhäusern: Die Produktionsbedingungen für freie Projekte sind viel schwieriger. Man hat nicht die Produktionsmittel und die Probenzeiten wie in einem normalen Opernhaus, sondern muss schnell zum Punkt kommen. Das heißt, die Auswahl der Solisten richtet sich vor allem danach, wie flexibel die Leute sind, und wie musikalisch sicher sie zu den Proben beziehungsweise zu den Endproben kommen. Zeit für eine Einstudierung wie am Opernhaus – dass man für eine Opernpartie einen Vorlauf von oft Monaten hat – bleibt da nicht. In freier Musiktheaterarbeit kommen die Leute in der Regel präpariert,...