„Miau!“, „Heil, H…!“, „Nautische Nutte“ – wer der von Rimini Protokoll (Helgard Haug) arrangierten Performance-Inszenierung „Chinchilla Arschloch, waswas“ beiwohnt, dürfte sich sicherlich an konkrete Poesie erinnert fühlen. Wild wirbeln Sätze und Wörter durch den Raum. Allerdings nicht, weil dies die Textfassung vorsähe, sondern weil ein Teil der Schauspieler mit dem Tourettesyndrom lebt. Insofern „ist jeder Abend eine Uraufführung“, wie einer von ihnen verschmitzt sagt. Worum geht es? Die Personen auf der Bühne, darunter neben anderen Christian Hempel und Benjamin Jürgens, erzählen von ihren Erfahrungen im Umgang der Gesellschaft mit ihrer Besonderheit. Sie berichten von Urlauben, Friseurbesuchen, Nachbarschaftskriegen und dem „Parlamentstourette“, das etwa die AfD veranstalte. Dazwischen wird gesungen, mitunter eine Pizza ins Schauspielhaus bestellt oder gespielt, wer es länger ohne seinen Tick aushält. Obgleich das Publikum bei alledem lachen darf, befindet man sich sowohl als Zuschauer als auch als Akteur anfangs doch ein wenig auf dünnem Eis – eine Redewendung, die übrigens das Bühnenbild aufgreift. Denn die Figuren bewegen sich auf nachgebauten und verschiebbaren Eisschollen.
Was in diesem Bild zum Ausdruck kommt, ist die Frage, wie man sich gegenüber Menschen mit Behinderung auf dem Parkett verhalten soll und wie diese sich wiederum in der Öffentlichkeit fühlen. Bei dem am Staatstheater...