Der junge Berliner Verlag ciconia ciconia hat sich einer verdienstvollen Aufgabe angenommen: In bibliophilen Ausgaben widmet er sich künstlerischem Erbe und Gegenwart im postsowjetischen Raum. Progressive Köpfe werden hier mit schönen Editionen gewürdigt. Das gilt für den Aktionskünstler Pjotr Pawlenski und die Pussy-Riot-Aktivistin Mascha Alechina genauso wie für den Skandalschriftsteller Vladimir Sorokin.
Nun fällt der Blick in das Georgien der zwanziger und dreißiger Jahre. Der Szenograf Petre Otskheli dürfte bisher wohl kaum jemandem im deutschsprachigen Raum ein Begriff gewesen sein. Das knapp zweihundert Seiten umfassende Buch „In Flammen der Zeit. Georgien, Theater, Moderne“ stellt nun diesen unbekannten Vertreter der östlichen Theateravantgarde vor. In Skizzen und Figurinen zeigt sich ein erstaunliches Talent in diesem Bildband, der in Halbleinen gebunden und in einer nummerierten Kleinauflage erscheint und bei der Lektüre auch ein haptisches Vergnügen bereitet.
Otskheli, so erfährt man, wurde 1907 im georgischen Kutaissi geboren, verbrachte Kindheit und Jugend jedoch in Moskau, das bald schon von der Revolution erschüttert wurde, kehrte in seine Geburtsstadt zurück, lebte später in Tbilissi. Früh findet er seinen Weg an Bühnen in Georgien und Russland, wo er Inszenierungen von Klassikern wie zeitgenössischen Dramatikern ausstattet. Auch als Szenenbildner für den Film versucht er sich. 1937, inmitten des sogenannten...