Jetzt sind sie wieder da, weithin sichtbar: Die roten LTT-Lettern, zeitweise „aus Sicherheitsgründen“ entfernt, prangen wieder auf dem Dach des Landestheaters. Am LTT tut sich was: Intendantin Simone Sterr, seit 2005 am Ruder, will das Haus nach neun Spielzeiten im Sommer 2014 verlassen, danach übernimmt Thorsten Weckherlin von der Landesbühne Dinslaken. Doch jetzt, in ihrer letzten Saison in Tübingen, will Sterr mit ihrem Team noch mal alles zeigen: „Die Fahne steht nicht auf Abschied, sondern auf Aufbruch.“
Neben Klassikern, regionalen Projekten und neuer deutschsprachiger Dramatik rückte das LTT unter Sterr stets auch internationales Gegenwartstheater von Kanada bis Sibirien in den Spielplan. Besonders die russische Dramatik entwickelte sich zu einem viel beachteten Schwerpunkt. Dank dieses kontinuierlichen Engagements konnte das LTT nun auch die deutschsprachige Erstaufführung von Sachar Prilepins „Sankya“ (2006) ausrichten, einem als „Kultroman“ der Opposition gepriesenen Buch, das jenseits von Zynismus und experimenteller Poetik das Lebensgefühl einer jungen regimekritischen Generation in realistischer Prosa auf den Punkt bringt.
Dass „Sankya“ erst 2012 in deutscher Übersetzung erschien, mag damit zu tun haben, dass sich der Roman offensiv auf Begriffe wie „Heimat“ bezieht und nationalistische Töne anklingen lässt („Die Russen haben ihr Russisch-Sein verloren“). Vielleicht auch damit, dass der Autor Sachar Prilepin (Jahrgang...