Christoph Homberger
von Christoph Homberger und Rainer Simon
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
Christoph Homberger, 1962 in Zürich geboren, ist ein Schweizer Tenor. Nach einer erfolgreichen Laufbahn als Oratorien- und Konzertsänger wurde er mit Beginn der neunziger Jahre vermehrt für Musiktheaterproduktionen engagiert. Seither arbeitete er mit Regisseuren wie Herbert Wernicke, Christoph Marthaler, Frank Castorf und Johan Simons zusammen und wurde zu großen Festivals wie den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen, dem Berliner Theatertreffen oder der Ruhrtriennale eingeladen.
RS: Welche Fähigkeiten von Opernsängern erschweren beziehungsweise erleichtern die Produktion freien Musiktheaters? Welche Kompetenzen für Musiktheater, wie Sie es zum Beispiel mit Christoph Marthaler gemacht haben beziehungsweise machen, besitzen sie beziehungsweise besitzen sie nicht?
Christoph Homberger: Ich kann das nicht kategorisch sagen: Es gibt Sänger wie zum Beispiel Christine Schäfer, die Kompetenzen für freiere Formen mitbringen und bei denen man immer wieder denkt: „Ah so! So macht es Spaß!“ – „Einladen! Mitmachen!“
Die Grundbedingung besteht in der Bereitschaft, einfach den Kopf und das Gehirn durchzuschütteln und die Konventionen zu vergessen. Wenn Sängerkollegen dazu nicht in der Lage sind, dann funktioniert es nicht. Entsprechende Sänger sind allerdings schwer zu finden. Gerade habe ich eine Produktion in Belgien gemacht, für die wir unter Studenten nach Sängern gesucht haben. Was da bereits im Kopf an vorgegebenen Mustern vorzufinden war...