München ist nicht nur eine an Festivals reiche Stadt. München ist überhaupt sehr wohlhabend. Nirgends wird das so deutlich wie an der Maximilianstraße, wo zwischen Nobelboutiquen, Luxushotels und gehobener Gastronomie auch die Kammerspiele residieren. Deren amtierender Intendant Matthias Lilienthal hat bekanntlich einen Shabby-Chick kultiviert, der ihn markant aus dem goldenen Rahmen fallen lässt. Zudem scheint die sich performativen Formaten öffnende Theaterkunst, die mit ihm Einzug gehalten hat, Teilen des örtlichen Bildungsbürgertums nicht hochglänzend genug. Dass Lilienthal zu Beginn seiner vierten Spielzeit zusammen mit dem Verein Spielmotor das Festival Politik im Freien Theater (PiFT) der Bundeszentrale für politische Bildung nach München geholt hat, ließ die Herzen seiner Gegner wohl kaum höherschlagen. Der Vorverkauf lief denn auch schleppend, was weniger an einer Festivalübersättigung der Stadt gelegen haben dürfte. Eher daran, dass ein Teil der klassischen Kammerspieleklientel den aktuellen Intendanten satt hat. Interessant dabei: Am Ende waren die allermeisten der von einer siebenköpfigen Jury ausgewählten 14 Produktionen trotzdem ausverkauft. Der Run auf die Abendkasse spricht dafür, dass das Festivalprogramm ein anderes Publikum anlockte. Nicht nur ein anderes als sonst im Münchner Theater, sondern auch als bei Prestigeprojekten wie etwa dem Faust-Festival im Frühjahr, bei dem die Stadt ein bisschen angeberisch mit ihrem kulturellen...