Living Beneath
The Magnifying Glass
von Hanno Dreyer

Als nicht-binäre Person ist das tagtägliche Leben im und mit dem eigenen Körper, der oft nicht zur tatsächlichen Geschlechtsidentität passt, eine niemals endende Auseinandersetzung.
Gender-queere Menschen werden oft von verschiedenen Kräften geplagt, die gleichzeitig an ihnen zerren. Ob der Druck, der grundsätzlich von einer Gesellschaft ausgeht, die auf einem binären System aufgebaut ist, oder die Zweifel daran, in der eigenen Community ernst genommen zu werden, weil das „nicht-binäre“ Empfinden nicht für alle Menschen erkennbar durch das äußerliche Erscheinungsbild zum Ausdruck kommt. Wir bewohnen als nicht-binäre Wesen unsere oft als binär gelesenen Körper und ich wünsche mir ein Befreiung von dieser Befangenheit. Das Bedürfnis nach Formlosigkeit bzw. Verflüssigung meiner Selbst begleitet mich immer.
Das Fantasieren über eine queere Utopie, in welcher die Möglichkeit erforscht wird, geschlechtsspezifische Merkmale (zum Beispiel Bartwuchs, Stimmlage oder Geschlechtsorgane) mit anderen trans/nicht-binären Menschen zu tauschen, hilft mir dabei, mich verstanden zu fühlen und mir darüber bewusst zu werden, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine bin. Eine weitere Sache, die mir bei der De-Kon-struktion meiner zugeschrieben Geschlechtlichkeit geholfen hat, ist das Internet. Mein Handy-Bildschirm oder mein Laptop waren wie Fenster für mich, die mir eine Welt von Informationen und ein Gefühl von Zugehörigkeit eröffnet haben, das...