Am 8. April finden in Ungarn Parlamentswahlen statt. Die 1988 als „Bund junger Demokraten“ gegründete Fidesz-Partei ist seit 2010 mit einer streng nationalkonservativen Ausrichtung unter Viktor Orbán an der Macht. Die Opposition aus extrem rechten (Jobbik), linken (MSZP und Együtt) und liberalen Parteien (DK und LMP) ist weitflächig zersplittert und als Gegenkraft zu wenig organisiert, um eine Änderung der Machtverhältnisse herbeizuführen. Außenpolitisch führen die Ablehnung von Flüchtlingskontingenten und die immer wieder aufbrandende Europa-Skepsis zu Konflikten mit der Europäischen Union. Innenpolitisch ist der Umbau der Gesellschaft durch zahlreiche Maßnahmen und Postenumbesetzungen im Prinzip abgeschlossen. In der Theaterpolitik waren die unabhängigen Gruppen mit ihren internationalen Kooperationen stets ein Streitpunkt, weil ihnen vorgeworfen wurde, dass sie das ungarische Theater nicht vertreten könnten. Ein für die europäische Theaterwelt einzigartiger Eklat war die offizielle Einstufung des Regisseurs und Theaterleiters Árpád Schilling als „Staatsfeind“.
Árpád Schilling, Sie wurden im September vergangenen Jahres vom Ausschuss für Nationale Sicherheit des ungarischen Parlaments als „potenzieller Vorbereiter staatsfeindlicher Aktivitäten“ zum „Staatsfeind“ erklärt. Sie entgegneten, dass es wohl die einzige Auszeichnung sei, die diese Regierung an Sie zu vergeben hat. Wie denken Sie heute darüber?
Genau wie damals denke ich, dass diese Geste der politischen Kommunikation die Grenzen der Normalität weiter...