Herr Stein, als Sie mit Ihrem Ensemble an die Berliner Schaubühne gingen, gab es noch Zukunft. Sie waren überzeugt, Sie könnten die Realität verändern, das Künftige gestalten, Entfremdung aufheben. All diese Ansprüche gibt es heute nicht mehr. Da wird von Alternativlosigkeit gesprochen, und in den meisten Bereichen herrscht Resignation oder doch Lethargie.
Aber das scheint mir in erster Linie ein vorübergehendes Phänomen. Zuerst möchte ich allerdings sagen, dass ich inzwischen 75 bin und eigentlich meinem Alter gemäß zu beklagen hätte, dass früher alles viel besser war, dass es jetzt immer schlechter wird und es keine Zukunft mehr gibt. Doch selbst wenn ich dergleichen meinem Alter entsprechend gerne postulieren würde, es ist mir schlicht und einfach nicht möglich, solche Behauptungen aufzustellen.
Ich habe mit sieben Jahren das zerbombte Berlin gesehen, mit Leichen auf der Straße, zerstörten Häusern. Nichts als Schutt. Wenn ich heute durch Berlin gehe – was mir nicht viel Spaß bereitet, da ich Berlin nach wie vor nicht mag, auch wenn ich dort geboren bin –, kann ich nicht abstreiten, dass es dort heute wesentlich besser aussieht. Wie kann ich angesichts dieses Wissens sagen, dass alles schlechter wird? Ausgeschlossen.
Dazu kommt noch – das muss man wissen –, dass...