Kolonialismus und imperiale Modernisierung
Eine Ausnahme im subsaharischen Afrika: Südafrika
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Im Zuge der Besiedlung und Invasion durch Holländer, Franzosen, Deutsche, Engländer seit dem 17. Jahrhundert verlief die Kolonialisierung kultureller Tätigkeiten und des Denkens von Theater in Südafrika in vielem anders als in den meisten afrikanischen Gebieten. Ein deutlicher Unterschied war die frühe und relativ zahlreiche Errichtung spezifischer Theatergebäude. In Kapstadt wurde 1801 das erste Mal südlich der Sahara, wohl überhaupt in Afrika, ein festes geschlossenes Haus spezifisch für künstlerische Darstellungen eingerichtet. Holländische und französische, auch deutsche Amateurgruppen besorgten zunächst die Aufführungen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts folgten Theaterbauten in anderen Städten wie Grahamstown, in dem seit den 1980er Jahren das größte nationale Theaterfestival stattfindet, und Port Elizabeth, der Stadt, in der Athol Fugard in den 1960er und 1970er Jahren mit den Serpent Players arbeitete. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es dann bis an die dreißig ausschließlich dem Theater gewidmete Bauten, in denen man mehr oder minder regelmäßig spielte, und, einzigartig im subsaharischen Afrika, in der zweitgrößten Stadt Kapstadt ein großes Opernhaus neben dem Baxter, einem der wichtigsten Schauspieltheater des Landes. Im Apartheid-Regime wurden die Häuser von den weißen Südafrikanern und von europäischen und nordamerikanischen Gasttruppen mit europäischen Klassikern und den jeweils in Europa und den USA...