Eine Welle von Suiziden soll das Lied „Gloomy Sunday“ (deutsch: düsterer Sonntag), vom ungarischen Pianisten Rezso Seress 1933 komponiert, ausgelöst haben. In Zeiten der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ rüttelte das Chanson, auch als „Lied vom traurigen Sonntag“ bekannt, die Menschen im krisengeschüttelten Europa auf. Seine dunkle Melodie erstirbt der Sängerin und Serviererin Ilona in dem Stück von John von Düffel auf den Lippen. Als großen Kampf der Gefühle hat die neue Chefregisseurin des Theater Heilbronn, Uta Koschel, den Text uraufgeführt. Im Kino berührte „Ein Lied von Liebe und Tod – Gloomy Sunday“ von Ruth Toma und Rolf Schübel nach dem Roman von Nick Barkow auch 1999 noch ein breites Publikum. Einen erfolgreichen Film für die Bühne zu adaptieren ist immer ein Wagnis. Romane hat der Autor und Dramaturg John von Düffel schon mehrere dramatisiert. Dass die tieftraurige Liebesgeschichte im Kino wie im Theater trägt, zeigt Koschels starkes, klug auf die Schauspieler zugeschnittenes Regiekonzept. Mit dem Ensemble entwickelt die Regisseurin große Porträts der Figuren, die Kinder ihrer Zeit sind.
Da ist selbst die Liebe von Rassismus und politischem Konflikt nicht zu trennen: Der jüdische Restaurantbesitzer László, der Nazi Hans Wieck und der Pianist András kämpfen um eine Frau, die bei den Männern Sehnsüchte...