Anfangs sitzt man, genau wie in der Eröffnungsszene des Romans, in einer Kneipe und bespricht im Beisein eines Geheimpolizisten die neueste Nachricht, den Tod „unseres Fer- dinands“. Bei Jaroslav Hašek hält Švejk diesen für einen nur entfernt bekannten Apothekergehilfen, der erste Lacher. Bei Frank Castorf spricht der Wirt ins Münchner Publikum: „Ich will kein Preiß sein!“ Das kommt gut an – aber danach vergeht allen das Lachen über solche Scherze. Und eine so breite wie verästelte Spur vom Attentat in Sarajevo bis in unsere immer noch verworfene Welt ist gelegt.
Aleksandar Denic hat wieder eine Drehbühne mit bis in die Höhe wunderbar verschachtelten Räumlichkeiten gebaut, in der Mitte einen Stacheldrahtverhau mit Bewegungsmelderblechbüchsen wie im Ersten Weltkrieg. Das markanteste Gebilde davor ist eine aus Brettern gezimmerte Nachbildung der 1914 eröffneten Berliner Volksbühne, die mehrfach als Tempel angesprochen wird und im Innern einen Kronleuchter aus dem Original erkennen lässt. An deren linker Front ist eine kleine Platte angebracht, die als Gedenktafel an den Sarajevo-Attentäter Gavrilo Princip (in kyrillischer Schrift) erinnert. Exakt diese Tafel wurde Hitler zu dessen 52. Geburtstag am 20. April 1941 als besonderes Geschenk zur Eroberung Jugoslawiens überreicht. Das Foto, auf dem der Österreicher diese Erinnerung an den Untergang seiner...