Kommentar
ARD Kultur wirbt mit Anti-Theater-Kampagne
Ein zweifelhafter Online-Werbespot scheint voll nach hinten loszugehen
von Stefan Keim
Assoziationen: Debatte
Erschienen am 13.11.2023
Ein Werbespot taucht in den sozialen Netzwerken auf. „Für alle, die null Bock auf Theater haben“ steht da geschrieben, garniert mit dem Bild einer zerrissenen Theaterkarte für die Saison 23/24. Im nächsten Bild steht „gibt’s hier auch Konzerte, Kino oder Comedy“. Die Schrift wird auf die Farbe Magenta projiziert, die viele sonst mit der Telekom verbinden. Doch hier handelt es sich um Werbung für das Portal ARD Kultur.
In der Theaterszene löst der Post in den ersten Tagen Unverständnis, Bestürzung und Wut aus. „Was für ein beschissene Werbung! RTL2-würdig.“ So bringt es der Bonner Theatermusiker Michael Barfuß stellvertretend auf den Punkt. Im Text zum Spot steht eine kleine Relativierung: ARD Kultur zeige „natürlich auch Theater“. Aber das kriegt kaum jemand mit.
Was steckt hinter dieser seltsamen Kampagne? ARD Kultur ist eine neue Abteilung in der großen Mediathek. Die ARD will ihre Angebote in einigen Bereichen besser bündeln und sichtbarmachen. Dafür will sie natürlich Aufmerksamkeit erregen. Es gibt einen ähnlichen Werbespot, wo es darum geht, dass auch Leute die keine Lust auf Techno haben, bei ARD Kultur etwas finden, das ihnen gefällt. Aber wieso Negativwerbung? Wenn es um Produkte geht, ist die in Deutschland sogar verboten. Niemals könnte eine Nougatcreme mit...
Erschienen am 13.11.2023