In den Tassen dampft Kaffee, der zu wässrig geraten ist. Dazu bedienen sich die Zuschauer aus der Keksdose. Als der Schauspieler Jürgen Herold auf der Studiobühne des Tübinger Landestheaters mit seiner Versuchsanordnung beginnt, fühlen sich die meisten wohl. „Bestätigung“, die Schocktherapie des Autors und Performers Chris Thorpe aus der Arbeiterstadt Manchester in England, wird die traute Atmosphäre stören. Am Schreibtisch mit Laptop mitten im Raum startet Jürgen Herold in Thorsten Weckherlins Inszenierung sein psychologisches Experiment. Die Bühne ist ein leeres Labor.
Unvermittelt fällt Herold aus der Gastgeberrolle, wenn er erläutert, was „Bestätigungsfehler“ sind, um die es im Stück geht. Das ist nach den Worten des Autors Thorpe „die Neigung, jede Information so zu interpretieren, dass sie ins eigene Weltbild passt“. Der britische Performer hat den Text gemeinsam mit der amerikanischen Regisseurin Rachel Chavkin entwickelt, die ihn am 4. August 2014 an der Northern Stage at King’s Hall in Edinburgh zur Uraufführung brachte. Protagonist ist ein linker Gutmensch, der die Weltsicht eines Rechtsradikalen verstehen will. Katharina Schmitts deutsche Übersetzung ist in Theater der Zeit 2/2016 abgedruckt.
Seinen unverfänglichen Plauderton lässt Herold in latente Aggression kippen. Dabei bewahrt er ironische Distanz. Klug kitzelt LTT-Intendant Weckherlin die Selbstherrlichkeit des Menschen heraus, der einen...